Eurasier von der Burbek
Eurasier aus der Mitte Schleswig-Holsteins

Erfahrungen und Tipps rund um das Thema Verhalten unserer Eurasier


Vorweg - ich berichte hier lediglich von unseren Erfahrungen mit Lenya und Naaja. Das bedeutet nicht, dass das für alle Eurasier gleichermaßen gilt. Aber vielleicht findet sich der eine oder andere hier ja wieder und kann daraus etwas für den Umgang mit dem eigenen Eurasier ableiten.
Natürlich ist es erst einmal toll, niedlich und spannend, wenn ein Welpe einzieht. Das lütte Fellbündel bewegt sich tapsig durch das neue zu Hause, findet nahezu alles spannend, freut sich mit und über seine Menschen, spielt tobt… und testet seine Grenzen aus.
Bei Lenya merkten wir verhältnismäßig früh, dass sie im wahrsten Sinne ein Hopsklops ist und mit der Muttermilch eine gehörige Dosis Clowns mitbekommen hat.
Das bedeutete für uns, dass wir eine Menge Spaß mit der Lütten hatten (und haben!!!). Aber uns stellte sich dann ziemlich schnell die Frage, wie dieser kleine Welpe auf Speed denn bitteschön zu seinen Ruhepausen kommt, die für die Entwicklung entscheidend sind.
Anfangs hatten wir eine Transportbox aus Stoff im Wohnzimmer stehen, mit der wir versuchten, Lenyas Ruhepausen zu etablieren. Natürlich kamen wir bei der Box schnell an deren Grenzen, was die Haltbarkeit betrifft. Also haben wir die Transportbox aus dem Auto geholt und ins Wohnzimmer gestellt. Nach anfänglichem Protest (nachvollziehbar, wer ist schon gerne eingesperrt, wenn man doch so viele Dinge zu erledigen hat), konnten wir sie schnell daran gewöhnen, in der Box zu schlafen. Die Box wurde ihr Rückzugsort fürs Vormittags- oder Nachmittagsschläfchen und auch der Ort, an dem sie lernte auf ihren Platz zu gehen, wenns mal wieder zu turbulent zuging.
So lernte sie sehr schnell, dass „auf deinen Platz und bleib“ auch fürs normale Hundebett genügt. Und das hält bis heute.
Nach den ersten 5 Monaten hatten wir die erste ernsthaftere „Auseinandersetzung“ mit Lenya. Sie hatte im Garten einen Katzenköddel gefunden und wollte ihn fressen. Das wollte die komische Frau nun gar nicht und Lenya wollte ihn nicht hergeben… das so toll eintrainierte „Aus“ und „leg ab“ aus der Hundeschule wollte auf einmal so gar nicht funktionieren. Im Gegenteil, sie knurrte mich richtig böse an und zeigte die Zähne. Diese Beute war eindeutig zu toll, um sie wieder herzugeben.
Naja, da waren wir eindeutig geteilter Meinung. Ich schaffte es, ihr den Köddel wegzunehmen  und schickte sie im wahrsten Sinne auf die stille Treppe. Das hieß, auf ihren Platz im Büro und die Tür wurde geschlossen. Nach 15 Minuten durfte sie wieder raus, wurde aber nicht herzlich willkommen geheißen, ich habe mich sehr zurückgehalten. Mit dem Effekt, dass wir so eine Begegnung der 3. Art nicht mehr hatten.  Sie hat gelernt, dass Köddel echt bäh sind (der Geschmack war dann wohl doch nicht so doll) und das wir Menschen den Ton angeben.
Das kann man übrigens auch auf das Bürsten übertragen. Anfangs war es wirklich schwierig, Lenya zu bürsten. Sie hüpfte ständig weg und biss in die Bürsten. Da ich wusste, dass das gebürstet werden eines Tages sehr wichtig sein würde, musste ich sie am Halsband anleinen, um sie zumindest bei mir zu behalten. Und dann hieß es, vorsichtig alle Körperregionen zu striegeln. Das hat zugegebenermaßen ziemlich lange gedauert, bis das richtig gut klappte. Da hilft letztlich nur dran bleiben. Denn wenn der Hunde kitzelig ist und genau an den Stellen aber die meiste Unterwolle wächst, findet er das nie toll.
Heutzutage findet sie das an den besagten Stellen immer noch nicht toll und versucht auch ständig zu entkommen. Aber es klappt. Mit Geduld und ganz viel Spucke ;-))
Das nächste Thema, das wir hatten war die *tadaaaaa* Leinenführigkeit. :) An der Leine laufen fand Lenya von Anfang überflüssig. Und wenn, dann wurde ohne Ende Speed gegeben.
Da wir mit ihr von Anfang an in Hundeschulen (!) gegangen sind, wurde das natürlich auch thematisiert…. nunja….
In der 4. Hundeschule wurden wir endlich verstanden, bzw hat man sich auf den Typ nordischer Hund und eigener Kopf eingelassen. Dazu muss man noch sagen, dass Lenya unser erster Hund ist und wir dementsprechend unerfahren waren.
Bis dahin bekamen wir die abstrusesten Ratschläge und Aufgaben.


-   Hund will nicht an der Leine laufen, also ziehst du sie so lange hinter dir her, bis sie läuft!


- Rückruf klappt nicht (Lenya war zu dem Zeitpunkt 4 Monate alt) - da kam die Killerphrase „Du   hast keine Bindung zu  
deinem Hund und musst dringend daran arbeiten!“ Das hat mich wirklich sehr lange beschäftigt und wirkte auf mich wie ein „was hast du unfähiger Hundehalter da denn für eine Rasse ausgesucht“. Tja, was soll ich sagen, wenn ein Trainer lediglich mit Schäferhunden und ähnlich gearteten Rassen zu tun hat, dann heißt es nicht, dass er weiß, wie ein Eurasier tickt.

-Tricks üben - für Lenya absolut überflüssig. Den Sinn dahinter hat sie nie verstanden, klappte mit den Aussies und Border Collies in der Gruppe aber hervorragend. Daraufhin der Tipp, sie doch ausschließlich auf Spaziergängen zu füttern, damit ich dann auch gleichzeitg die Bindung zu ihr fördern kann. Lenya war von Anfang an sehr wählerisch, was das Futter betrifft. Insofern mochte die Übung mit einem Labbi oder ähnlich verfressenem Hund ja super sein. Nur bei uns klappte sie mal so gar nicht. Es sei denn, ich hatte Käse oder Würstchen in der Tasche ;-)


Nach kurzer Zeit wechselte ich dann in unsere 4. Hundeschule und die Trainerin (danke Dana von den https://friendly-dogs.vereinsblick.de) und endlich beschäftigte sich mal eine Trainerin mit den Eigenheiten eines Hundes, der nicht so tickt, wie die meisten. Und leitete mich hervorragend an, meinen Hund zu lesen, zu verstehen und so zu akzeptieren, wie er nun mal ist.
Wir wurden ein klasse Team, Lenya kann super bei Fuß laufen, läuft klasse an der Leine, der Rückruf klappt wenn ich sie alleine von der Leine lasse. Wenn ich beide Hunde frei laufen lasse, ist das schon schwieriger, denn gemeinsam kann man noch besser Blödsinn machen, als alleine. :) Glücklicherweise habe ich mit Ulrike eine Züchterin an meiner Seite, die sich mit dem Eurasier wirklich großartig auskennt und die mir mit unendlich vielen Tipps weiterhelfen konnte.


Kleiner Tipp für die Auswahl der Hundeschule, ist ein Blick auf der hoffentlich vorhandenen Website auf die zur Ausbildung zum Hundetrainer gehörigen Zertifikate. Wenn da so gar nichts steht, wäre ich persönlich sehr vorsichtig…


Ja, als Lenya dann so 1,5 Jahre alt war, lief alles wie am Schnürchen. Und wir kamen auf die Idee, doch noch ein 2. Hundemädel dazuzuholen.
Zufälligerweise ;-) erwartete Ulrike gerade wieder einen Wurf und somit zog im Dezember 2017 die Naaja bei uns ein.


Hoffte ich Anfangs noch, dass Lenya, mittlerweile ja schon gefestigter und gut erzogen, einen Teil der Erziehung mit übernimmt, musste ich schnell lernen, dass das nicht so ist. Der Hopsklops war wieder da und fands wirklich super, nicht mehr alleine durch die Weltgeschichte hopsen zu müssen ;-))))
Also wurde die Box wieder etabliert - ein paar Mal habe ich versucht, Naaja alleine in der Box schlafen zu lassen…. das junge Fräulein hat sich dermaßen lautstark und vehement dagegen gewehrt (solche Geräusche habe ich bei einem Hund vorher wirklich noch nicht gehört…), dass ich sie Anfangs gemeinsam mit Lenya in die Box zum schlafen schickte. Und das klappte auch hervorragend.
Insgesamt lehrte uns Naaja von Anfang an, dass jeder Hund anders tickt. Was bei Lenya absolut in Ordnung ist und wunderbar klappt, muss bei Naaja nicht genausogut klappen. Und umgekehrt, denn gebürstet werden fand sie von Anfang an super und legt sich bis heute auf den Rücken, damit ich auch ja überall hinkomme.
Während Lenya Überforderung mit herumgehopse und gekaspere deutlich macht, knurrt Naaja schneller, zeigt die Zähne und hapst auch.
Das hat mich Anfangs sehr verunsichert. Bis ich dann verstanden habe, dass das ihre (hündische) Art und Weise ist zu zeigen, dass jetzt eine Grenze erreicht ist. Und wir etwas ändern müssen.
Das fing an in der Hundeschule. Es wurde getobt und gespielt, und gelernt… Naaja stand ganz alleine in einer Spielsequenz, ich ging zu ihr und hockte mich neben sie und sie knurrte mich an. Der Trainer hat mir dann anschaulich erklärt, dass das Naajas Art ist zu zeigen, dass sie mit der Situation in dem Moment überfordert ist. Also habe ich sie in Ruhe gelassen (nicht geschimpft!!!) und bin weitergegangen. Und schon war mein kleines Hundemädchen wieder bei mir.


Wenn man sich mal vor Augen führt, wie Welpen miteinander umgehen und wie auch die Hundemama Grenzen aufzeigt, wird auch sehr schnell deutlich, warum sie geknurrt hat. Denn das ist ihre Sprache. Sie sagte in dem Augenblick nichts anderes als "Hey, ich weiß nicht, was hier gerade passiert und nun kommst du auch noch und willst etwas von mir. Das ist mir zuviel!".
Im Welpenrudel mit der Hundemutter geht es sehr ruppig zu, ist laut, es wird geknurrt, die Zähne werden gezeigt und das hört sich teilweise sehr bedrohlich an und sieht noch bedrohlicher aus.
Insofern muss immer die Situation als Ganzes betrachtet werden und auf den Hund eingegangen werden. So wächst man dann als Team zusammen, das sich gegenseitig vertraut und Spaß miteinander hat.
Kein Hund und schon gar keine Welpen sind von Anfang an aggressiv und bösartig. Ganz im Gegenteil…


Von diesen Erfahrungen habe ich sehr in der Phase der Geburt des A-Wurfes und der Aufzucht profitieren können. Naaja und ich haben uns blind vertraut und das hat uns noch einmal mehr zusammengeschweißt. Und natürlich hat Naaja auch davon profitiert, dass wir aus den Fehlern, die wir in der Anfangszeit mit Lenya gemacht haben, gelernt haben.
Hunde können nicht sprechen. Sie nutzen ihre Art der Kommunikation. Darum fragt euch immer, warum der Hund gerade knurrt oder die Zähne zeigt und bezieht das in eure Entscheidung mit ein. Knurren heißt nicht immer, dass der Hund etwas böses vorhat. Es ist seine Möglichkeit zu „sagen“ dass etwas gerade für ihn nicht in Ordnung ist.
Viele fragen sich jetzt sicher, warum ein Hund das abwägen darf, ob etwas in Ordnung ist. Ich schreibe hier über den Eurasier, einen Hund, der in der Lage ist, selbst Entscheidungen zu treffen. Der nicht, wie andere Rassen, blind all das tut, was Mensch von ihm verlangt. Und mit dieser Art des Mitdenkens muss Mensch erst einmal klar kommen.


Mit viel Geduld, Liebe und Vertrauen erreicht man fast alles. Immer das jeweilige Individuum vor Augen, das einen mit seinen braunen Augen anblickt.